Immer und immer wieder sagen oder schreiben manche Leute diese Phrase: „Jedem das Seine“. Meistens wollen diese Personen wohl lediglich ausdrücken, daß doch jeder im Rahmen seiner persönlichen Freiheiten des heutigen Rechtsstaats tun solle, was ihm beliebt. Warum sagen sie es denn nicht auch so?
Sehr populär scheint dieser Spruch im heutigen Sprachgebrauch, wenn einer Person ein Brauch, eine Verhaltensweise oder eine sonstige Tatsache mißfällt. Die andere Person, welcher jene Umstände relativ egal sind, antwortet darauf:
‚Das ist doch nicht so schlimm. Jedem das Seine eben.‘
…oder so ähnlich. Die Äußerung hinterlässt, zumindest bei mir, immer einen negativen Beigeschmack.
Den wenigsten Personen, die mit genau dieser Aussage in einem ernsthaften Gespräch argumentieren, dürfte der historische Hintergrund dieser drei Worte bekannt sein. Und entsprechend auch nicht, welche grausamen Taten während dem zweiten Weltkrieg damit verhöhnend rechtfertigt wurden.
Wer die Gedenkstätte des KZ Buchenwald einmal besucht hat, weiß worauf ich hinaus will: die geschmiedete Inschrift im Haupteingangstor zum Häftlingslager, die (auf Anordnung des damaligen Lagerkommandanten) bewußt vom Appellplatz aus lesbar sein sollte.
Dass die Werbeindustrie diesen Spruch immer wieder mal für ihre Zwecke zu mißbrauchen versucht, wundert mich nicht mal so sehr. Doch warum verwenden die Menschen diesen Spruch auch im privaten Umfeld immer wieder so unbedacht? Ist es denn tatsächlich zuviel verlangt, Sprüche wie diesen etwas reflektierter zu verwenden? Gerade erst vor kurzem fiel diese Aussage wieder in einer Diskussion unter Freunden, bei der es zu allem Übel noch um „Diskriminierung von Minderheiten“ ging. Natürlich war der Kontext in diesem Falle fernab von einem Zusammenhang zum Konzentrationslager Buchenwald (und deutete eher an, daß dem betreffenden Diskussionsteilnehmer allmählich die Argumente zu seiner eigens vertretenen These ausgingen). Dennoch fand ich es absolut unpassend im Kontext der diskutierten Themen. „Jedem das Seine“ eben – ja, da fehlten dann auch mir die Worte.
Ich nehme dies zum Anlaß, einige der Bilder aus meinem Privatarchiv zu veröffentlichen, die ich 2004 bei der heutigen Gedenkstätte des KZ Buchenwald nahe Weimar aufgenommen hatte. Ich bin froh, daß ich die Gelegenheit hatte, dies mit eigenen Augen zu sehen und lege jedem einen Besuch dieser Gedenkstätte sehr nahe. (Weitere Informationen, Materialien und Öffnungszeiten zur Gedenkstätte auf www.buchenwald.de.)
Ich habe den Artikel nun mehrfach gelesen und würde dazu nun gern ein wenig Kritik anbringen. Natürlich, die Vorbelastung dieses Satzes ist durch die Taten der damaligen Zeit ist enorm… allerdings habe ich mal ein wenig recherchiert. „Jedem das Seine, lateinisch suum cuique, ist seit antiken philosophischen Theorien der Moral und Politik ein für die Fassung von Begriffen des Rechts und der Gerechtigkeit, insb. der Verteilungsgerechtigkeit […]“ – Wikipedia Der Satz existiert bereits seit Urzeiten. Ich finde es ist etwas zu sehr übers Ziel hinaus geschossen wieder einmal etwas auf das dritte Reich zu beziehen, was nur wieder geklaut wurde… Weiterlesen »
Die Wikipedia-Definitionen zu diesem Satz finde ich etwas SEHR allgemein 😉 Aber es stimmt, ohne Frage: die Ursprünge dieses Satzes gehen (steht übrigens auch bei Wikipedia) zurück bis auf Platon, der dies allerdings ganz anders meinte im Sinne seiner Definition von „Gerechtigkeit“(!). Insofern: ja, man kann durchaus sagen, daß der Satz insofern „überbelastet“ ist durch dessen Mißbrauch während des zweiten Weltkriegs. Ich habe wohl überlegt, diese Aspekte in den obigen Artikel miteinzubeziehen – und es liegt mir gleichermaßen am Herzen, diese weisen Worte Platons würdig zu erhalten. Doch gerade *weil* dieser Satz so sehr mißbraucht wurde, finde ich einen Aufruf,… Weiterlesen »
«Arbeit macht frei» war der Titel eines Romans, den der deutschnationale Schriftsteller Lorenz Diefenbach 1873 in Bremen veröffentlicht hatte. Darin wird ein notorischer Spieler und Betrüger durch geregelte Arbeit geläutert und gebessert.
Als Trägerin der Initialen SS bin ich mir sehr wohl bewusst über die geschichtliche Vergangenheit dieser Buchstaben, finde es jedoch albern, dass ich diese beispielsweise nicht auf meinem Kfznummernschild tragen darf oder komisch angesehen werde, wenn es jemandem auffällt. Wir lassen uns aufgrund der Vergangenheit sehr stark einschränken. Mir ist es lieber, wenn jemand diesen Satz sagt und man sich darüber unterhalten kann, als das das Thema totgeschwiegen wird. Du schreibst ja selbst, dass die Wenigsten wissen, was der Satz eine Zeit lang bedeutete. Das ist die Chance, sie darauf hinzuweisen. Im Übrigen finde ich „Das könnt ihr machen bis… Weiterlesen »
Von „totschweigen“ habe ich ja auch nichts gesagt – im Gegenteil! Es wäre auch die absolut falsche Strategie, mit der Nazi-Vergangenheit umzugehen. Ich finde nur, daß man solche „geprägten“ Sprüche (und auch Symbole) mit etwas mehr Umsicht verwenden sollte – wenn man es denn tut. In einer Diskussion, bei der es um Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit usw. geht, finde ich den Spruch „Jedem das Seine“ einfach absolut unangebracht – und auch etwas peinlich für denjenigen, der es sagt. In den vergangenen Jahren kam dies nicht selten vor – darum auch dieser Blogeintrag. KFZ-Kennzeichen & dergleichen … wozu braucht man da eigentlich überhaupt… Weiterlesen »
[…] kommentiere ich heute mittag noch Hendryk Hollbecks Blog Eintrag, dass es den meisten Menschen gar nicht bewusst ist, dass der Satz “Jedem das Seine” […]
[…] “Jedem das Seine” […]
schon mal überlegt das das Copyright für „jedem das seine“ nicht bei einem kz liegt? wir sind im 21.jh
Das wäre ziemlicher Unsinn 😉
..warum versteifst du dich bei diesem spruch auf den nazionalsozialismus? auch mal die farben zwischen schwarz und weiss erkennen.. 🙂
Ich glaube nicht, daß ich mich dabei auf irgendwas „versteife“. Alles was ich sage ist, daß man mit solchen Sprüchen etwas reflektierter umgehen sollte.